Nachdem man sich für eine Therapierichtung entschieden hat und sich überlegt hat, ob man die Ausbildung für Kinder & Jugendliche oder die für Erwachsene absolvieren möchte, stellt sich automatisch die nächste Frage: An welchem Institut absolviere ich die Ausbildung und worauf muss man bei der Institutsauswahl achten?

Hier sind vier Kriterien, die euch bei der Wahl des geeigneten Instituts helfen können:

1. Alle Kosten in der Psychotherapie-Ausbildung

Um einen guten Überblick über die Kosten zu bekommen, sind zwei Dinge wichtig:

(1) Alle Ausgaben berechnen: Einige Institute haben Pauschalpreise, die alle Kosten bereits beinhalten. Andere stückeln die verschiedenen Kostenfaktoren auf, z.B. in Semestergebühren, Supervisionsgebühren, Selbsterfahrungsgebühren und Prüfungskosten. Dann ist es wichtig, sich die Gesamtkosten auszurechnen.

(2) Mögliche Einnahmen berechnen: In der Praktischen Ausbildung werden die Auszubildenden für die Therapiestunden vergütet. Die Höhe dieses Honorars kann dabei stark schwanken und hängt mit der Höhe der Kosten zusammen. Meistens schwanken die Vergütungen zwischen 30 und 60 Euro pro Therapiestunde (welche von der Krankenkasse mit ca. 100 Euro vergütet wird). So kann es also sein, dass die Kosten eines Ausbildungsinstituts sehr hoch sind, ihr dafür in der Praktischen Ausbildung aber auch gut vergütet werdet. Ich habe auch von Instituten gehört, welche keine oder kaum Ausbildungsgebühren haben und die PIAs dafür für die Therapiestunden in der Praktischen Ausbildung nicht vergütet werden.

Auch die Art der Ausschüttungen von Einnahmen ist wichtig. Die Krankenkassen bezahlen die Leistungen quartalsweise. Einige Institute übernehmen das auch, sodass ihr nur quartalsweise vergütet werdet. Andere Institute strecken das Geld vor, sodass ihr euer Gehalt nach jedem Monat ausgezahlt bekommt.

Wichtig ist auch zu beachten, dass häufig der erste Teil der Ausbildung der schwierigste ist. Denn wenn man in der Klinik nicht angemessen vergütet wird und trotzdem hohe laufende Ausbildungskosten hat, kann man in eine finanziell schwierige Situation kommen. Sobald man mit der Praktischen Ausbildung beginnt, kann man über diese Einnahmen die laufenden Kosten besser decken.

2. Zeitliche und örtliche Rahmenbedingungen der Psychotherapie-Ausbildung

Hier bieten Institute verschiedene Modelle an. Es gibt zum Beispiel Institute, an denen die Seminare ca. einmal im Monat samstags und sonntags stattfinden. Andere wiederrum machen wöchentliche kurze Seminare, z.B. dienstags und donnerstags Abend jeweils zwei Stunden. Auch der Austragungsort und damit die Anfahrt zu den Seminaren spielt eine Rolle. Bei der Selbsterfahrung ist es ähnlich. Einige Institute bieten die Gruppenselbsterfahrung an Wochenenden an, andere führen diese im Rahmen einer Reise an einen anderen Ort durch, wofür man sich dann eine Woche freinehmen muss. Die verschiedenen Modelle haben natürlich alle ihre Vor- und Nachteile, hier ist es wichtig zu schauen, welches Modell sich gut mit den eigenen Lebensumständen verbinden lässt.

3. Wissenschaftliche Einbettung vs. Praxiserfahrung

Einige Ausbildungsinstitute legen viel Wert darauf, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Ausbildung einzubauen. Das spiegelt sich meistens in den Seminaren wieder. Es werden Dozenten/-innen eingeladen, welche neben der therapeutischen Arbeit auch wissenschaftlich arbeiten und von den neuen Forschungsergebnissen berichten können. Andere Institute legen mehr Wert darauf, Dozenten/-innen mit langjähriger therapeutischer Erfahrung einzuladen oder andere Therapierichtungen vorzustellen. In meinem Ausbildungsinstitut werden regelmäßig Journalclubs durchgeführt, um auch von neuen Entwicklungen in der Forschung zu berichten. Wenn euch eine wissenschaftliche Einbettung wichtig ist, könnt ihr euch die Liste der Dozenten/-innen anschauen, die jedes Ausbildungsinstitut aufführt. Daran kann man ganz gut erkennen, welchen Schwerpunkt das Institut hat. An Universitäten angebundene Institute legen meistens viel Wert auf eine wissenschaftliche Einbettung. Universitäre Ausbildungsinstitute kannst du hier finden.

4. Möglichkeiten zur Weiterbildung am Ausbildungsinstitut

Mir war es damals wichtig, ein Institut mit verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten zu finden. Hier sind einige Beispiele für Weiterbildungen während der Ausbildung:

  1. Zertifikat in Progressiver Muskelrelaxation
  2. Weiterbildung als Lerntherapeut/-in (KJP)
  3. Zusatzqualifikation in Gruppenpsychotherapie
  4. Weiterbildung als Sachverständige/r für rechtspsychologische Gutachten (z.B. für familienrechtspsychologische Gutachten im KJP-Bereich)
  5. Säuglings- und Kleinkindsprechstunde (KJP)
  6. Für Erwachsenentherapeuten: Zusatzausbildung Kinder- und Jugendliche
  7. Für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten: Zusatzapprobation Erwachsene
  8. Klinische Neuropsychologie
  9. Für psychodynamische Therapien: Doppelausbildung in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Psychoanalyse
  10. Weiterbildungen in psychodynamischen Therapien: z.B. Transference Focused Psychotherapy für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen

Wenn man solche Weiterbildungen über das Ausbildungsinstitut absolvieren kann, kann man viel Geld sparen, da diese Weiterbildungen sonst oft mit hohen Kosten verbunden sind.

Ganz wichtig ist es natürlich auch, sich einen eigenen Eindruck zu machen und Informationsveranstaltungen zu besuchen. Dort bietet sich auch oft die Gelegenheit mit Auszubildenden zu sprechen, sich die Räumlichkeiten anzuschauen und Fragen zu stellen.

Einen ganz ausführlichen Überblick über viele verschiedene Kriterien für die Insitutusauswahl könnt ihr übrigens hier finden.